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Mai 11 2009

Vorstellungsgespräch der besonderen Art

Abgelegt um 00:27 unter Kurzgeschichten

Niemals hätte ich gedacht, dass es für eine aktive Frau, wie ich es bin, derart schwer werden würde, einen neuen, adäquaten Job zu finden. Das hätte ich einfach nicht für möglich gehalten, zumal ich flexibel bin und einiges an Qualifikationen vorweisen kann. Ich bin studierte Betriebswirtin. Aber…, ich habe zwei Makel, die für Arbeitgeber eine unüberwindbare Hürde darzustellen scheinen. Wenigstens für die, die nicht mit dubiosen Angeboten locken. Ich bin siebenundfünfzig Jahre alt und recht füllig!

Nach den Erfahrungen der letzten Monate mit Bewerbungen und Vorstellungsgesprächen geben sich Menschen, die mit den beiden Makeln ´älter und dazu auch noch pummelig` oder mit einem dieser beiden behaftet sind, am besten gleich die goldene Kugel! Ohne lange zu überlegen. Das erspart viel Ernüchterung und Resignation.

Denn…, ich bin mir fast sicher, irgendwann gibt es vermutlich einen Erlass der Bundesregierung. Verkehrsunfälle, in denen Menschen über fünfzig Jahren oder sehr füllige zu Tode kommen werden mit erheblich milderen Strafen geahndet, als üblich! Immerhin, ein Rentenanwärter oder einer, der aufgrund seiner Fülle laut Statistik die Krankenkassen unverhältnismäßig viel Geld kostet, weniger. Man ändert einfach ein wenig die Gesetze! Nur ein bisschen, und das natürlich heimlich. Die Fußballweltmeisterschaft ist dafür wie geschaffen! Man erinnere sich nur an 2006. Während der Fußballweltmeisterschaft wurde unter anderem die Änderung für unter 25jährige arbeitslose Hartz IV Empfänger durchgeführt, die besagt, dass Menschen dieser Gruppe nunmehr in die Bedarfsgemeinschaft der Eltern mit einbezogen werden. Das heißt vereinfacht, das elterliche Einkommen wird bei der Prüfung von Ansprüchen mit berücksichtigt.

Während eines so markanten Events gehen derart unliebsame Gesetzesänderungen im Jubel und der allgemeinen Euphorie völlig unbemerkt über die Bühne!

Aber darüber wollte ich ja wirklich nur am Rande erzählen. Ich wollte von meinen Erfahrungen sprechen, die ich als Arbeitssuchende machte.

Diese Annoncen, die sich so wunderbar lesen, dass man sich sofort in Schale und ins Auto werfen will, um nur ja der erste Vorstellungskandidat zu sein!

Stellvertretend für alle anderen werde ich über ein Erlebnis berichten, wie es mir in meiner langen Berufspraxis bisher noch nie passiert ist.

Bevor ich mich also gestern zu diesem für siebzehn Uhr vereinbarten Vorstellungsgespräch aufmachte, ging ich noch in die Stadt, um mir einen Bikini zu kaufen. Ich weiß…, viele werden jetzt vermutlich den Kopf schütteln, weil ich, wie schon erwähnt, recht füllig bin. Aber auf meinem eigenen, geschützten, Balkon kann auch ich mir das Tragen eines Bikinis erlauben, denke ich. Da hatte ich allerdings Pech. In meiner Größe gab es nur Badeanzüge mit eingebautem Korsett. Wie sie die alten Frauen tragen. Nein Danke.

-Ich würde es begrüßen, würde man Verkäuferinnen auch ein wenig in Psychologie schulen!-

Dieser Blick der Dame, die mich bediente! Von ungläubig bis abwertend. Nun, so etwas bringt mich nicht aus der Fassung. Es ärgerte mich lediglich, dass ich nicht fündig wurde. Ich nahm mir vor, demnächst einmal in einem der Ulla Popgen Läden zu schauen. Also fuhr ich nachhause, zog mir meinen dunkelblauen Businessanzug an und weiter zu der angegebenen Adresse.

Die rechte Hand des Chefs der Unternehmensberatung, die zudem das Team leiten sollte, wurde gesucht. Also genau der Job, den ich mir wünschte.

Die angegebene Adresse entpuppte sich als ein heruntergekommenes Fabrikgebäude, in dem wohl ehedem eine Spedition und ein Einlagerservice für Möbel untergebracht war.

Das konnte nicht sein! Unschlüssig ging ich auf den Hof. Nr. 2, das stimmte also. Aus der Lagerhalle trat eine Frau mittleren Alters und fragte mich, ob sie mir helfen könnte. Ich nannte den Namen des Unternehmens, in dem ich mich vorstellen wollte. Sie wies mich zu einer Nebentür, einer Stahltür, die ich nehmen solle. Im Grunde hatte sich die Sache hier bereits erledigt, denn eine Unternehmensberatung in diesem Ambiente?

Aber ich war neugierig. Nun wollte ich auch herausfinden, was sich hinter dieser dubiosen Adresse wirklich verbarg. Eine Treppe führte ins erste Stockwerk; ein langer Flur, ungepflegt und dreckig. Irgendwann ein Pfeil auf die Wand gemalt „Unternehmensberatung….“ Dann rechter Hand eine Tür mit Klingel. Als eine junge Frau öffnete, betrat ich ein Entree, was dem Gebäude entsprach. Armselig und schmutzig. Man reichte mir einen Personalbogen und bat, diesen auszufüllen. Im Nebenraum wütete eine laute Männerstimme.

Neben Fragen zur Person enthielt dieser Fragebogen auch Fragen zu den Vermögensverhältnissen. Ob man Schulden habe oder eine private Insolvenz vorläge. Ein Unding und überhaupt nicht statthaft! Natürlich füllte ich solche Fragen nicht aus.

Ein kleiner Mann schoss aus dem angrenzenden Zimmer, herrschte die beiden Frauen am Empfang an und fragte mich ruppig: „Sind sie fertig?“

Auf mein Nicken sagte er: „Dann kommen Sie. Ich habe nicht unendlich Zeit!“

Das war ja ein toller Empfang.

Das angrenzende Büro war ebenso schmutzig. Möbel, die zusammen gewürfelt schienen. Das Chefbüro? Belustigt grinste ich.

Mein Gegenüber blinzelte mich irritiert an.

„Ich habe eine etwas andere Methode der Befragung. Sollte ich Ihnen damit zu nahe treten oder sie verletzen, dann entschuldige ich mich jetzt schon dafür“, sagte er.

„Sollten Ihre Fragen zu persönlich oder gar beleidigend werden, dann werde ich Sie unmissverständlich darauf aufmerksam machen, das zu unterlassen“, konterte ich.

Ihm fiel die Kinnlade herunter. Dann, so unfreundlich, dass es schon eine Beleidigung war: „Wenn Sie nur her gekommen sind, um von mir den Stempel für die ARGE zu kriegen, dann sagen Sie das direkt. Dann stempele ich Ihre Unterlagen und ich kann mir den ganzen Zeitaufwand sparen.“

-Was ist das denn für ein Spaßvogel?-

„Mache ich auf Sie den Eindruck, ich würde mir bei Ihnen einen Stempel abholen wollen? Hm, nicht gerade ein Kompliment für mich.“

Ich grinste ihn frech und abschätzend an.

Ehe er antworten konnte, betrat aus dem Raum, der in die andere Richtung zum Entree angrenzte, eine andere junge Frau das Chefbüro. Es gab eine Auseinandersetzung hinsichtlich einiger buchungstechnischer Dinge. Der Sprache nach stammte sie aus einem Ostblockland. Sie duckte sich regelrecht, hatte Angst vor diesem Choleriker. Während sie den Raum verließ, kniff er ihr noch in den Po. Alleine der jungen Frauen wegen, die dringend eine starke Verbündete bräuchten, wäre es eine Herausforderung für mich, den Job anzutreten. Aber, würde das lange gut gehen? Vermutlich nicht.

Als wir wieder allein waren, setzte er seine merkwürdige Befragung fort. Er ließ sich in polemischer Weise über all die faulen Menschen aus, die nicht wirklich arbeiten wollten.

„Denen wäre es am liebsten, würde man ihnen das Geld nach Hause überweisen und sie brauchten sich gar nicht aus dem Bett bemühen.“

Dann folgten Tiraden über maßlose Gehaltforderungen, die sich augenscheinlich auf meinen Gehaltswunsch bezogen.

Ich schlug die Beine übereinander und amüsierte mich köstlich.

„Ja haben Sie denn wirklich geglaubt, sie könnten jemanden mit meiner Vorbildung und Qualifikation für eine derartige Position für 1800,– Euro einkaufen?“

Langsam wusste er wirklich nicht mehr, wie er mich einordnen sollte.

Wir diskutierten noch eine Weile. Dann sagte er: „Ich könnte Ihnen etwas wirklich lukratives anbieten.“

„Und das wäre?“

„Eine Teilhaberschaft am Unternehmen.“

Es wäre zu unhöflich gewesen, laut los zu lachen.

„Das hört sich ja zunächst nicht schlecht an.“

„Nicht schlecht, nicht schlecht…“

Seine Stimme schnappte über und wurde richtig laut.

„Nun, so eine Entscheidung trifft man nicht von eben auf jetzt. Bevor ich das auch nur in Erwägung ziehe, sollten wir beide ein wenig mehr Zeit aufwenden. Dann will ich mir die einzelnen Geschäftsbereiche genauer ansehen und vor allem auch die Bücher!“

Er drehte völlig ab: „Die Bücher? Das ist ja wohl…, das ist ja…“

„Das ist allgemein üblich, Herr Drechsler“, beschied ich ihm noch immer grinsend.

Als er sich wieder einigermaßen gefasst hatte sagte er: „Ich merke, wir kommen nicht zusammen. Dann brechen wir das Gespräch hier ab. Das bringt ja nichts.“
„Wie recht sie haben, Herr Drechsler“, antwortete ich. „Das bringt wirklich nichts. Ich bedanke mich für dieses wirklich ungewöhnliche Gespräch und für den Kaffee!“

Dann ging ich. Der letzte Satz war ein Seitenhieb darauf, dass er sich von eine der Frauen einen Kaffee bringen lassen, mir aber keinen angeboten hatte.

Ich hatte mich zunächst sehr geärgert, die weite Fahrt auf mich genommen zu haben. Im Laufe dieses merkwürdigen Gesprächs jedoch begann es mir Spaß zu machen, diesen Giftzwerg, der sich scheinbar für Napoleon hielt, aus der Fassung zu bringen.

Das Ganze wirkte wie ein persifliertes Theaterstück, in dem das Publikum in die Handlung mit eingebunden wird und den Ablauf entscheidend bestimmt.

Gut gelaunt fuhr ich nach Hause.

(Anne)

2 Kommentare

2 Kommentare zu “Vorstellungsgespräch der besonderen Art”

  1. Tobiason 23 Apr 2010 at 11:47 1

    Cholerikern kann man nie etwas gutes tun. Die sind schnell auf 180, aber das war sicher ein nettes Vorstellungsgespräch. Toll geschrieben, erinnert mich fast an den BOFH (Bastard Operator from Hell).

  2. Alexon 23 Apr 2010 at 11:49 2

    Hallo Tobias.
    Ja, was man macht kommt falsch an und die 180 sind schnell erreicht, wie du schon richtig geschrieben hast.
    Es freut mich, dass die Kurzgeschichte des Gastautores gefallen hat, nur ist mir BOFH leider kein Begriff.
    Wünsche ein baldiges Wochenende,
    Alex

    P.S. Im übrigen hast du soeben den 1700. Kommentar abgeschossen – Gratulation!

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