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Feb 04 2010

Auf der Straße nach Berlin

Abgelegt um 07:27 unter Kurzgeschichten

Ich werfe noch schnell einen Blick in meinen Kühlschrank. Ein Sandwich für morgen früh, zwei 500ml Wasserflaschen und das war es dann auch schon wieder. Naja, für den Start in den Tag wird es morgen reichen. Da ich ja eh die nächste Tankstelle ansteuern werde, kein Problem. Da werde ich mich dann mal wieder ordentlich eindecken.
Eindecken ist eine gute Idee. Ich schaue ob mein Fahrzeug abgesperrt ist und begebe mich auf meine Ruheliege. Hier im Fahrerhaus stehen mir zwar nur einige wenige Quadratmeter zur Verfügung, dennoch habe ich alles was ich brauche. Viele kleine Stauschränke, Klimaanlage für den Sommer, Standheizung, meinen erwähnten kleinen Kühlschrank, meine Ruheliege und zu guter Letzt ein Foto meiner Verlobten. Berufskraftfahrerherz, was willst du mehr?!
Die Sonne weckt mich. Ich bin zwar noch recht müde, hier auf der Raststätte ist auch noch alles ruhig, doch ich muss weiter. Nach dem ersten Toilettengang bin ich dann auch schon etwas frischer, esse mein belegtes Brötchen und der Arbeitstag kann beginnen. Schnell schaue ich mir noch meine Route an indem ich mein Navigationssystem anschmeiße.
Mein Lkw biegt auf die noch recht leere Autobahn und es kann losgehen.
Ich bin froh, dass ich letzte Nacht schnell einen Ruheplatz für mich und meinen Lastwagen gefunden habe, denn in den letzten Jahren und Jahrzehnten, hat der Verkehr auf den Straßen wahnsinnig zugenommen und die Parkplatzsuche auf Autobahn-Parkplätzen, -Rasthöfen und Autohöfen gestaltet sich zunehmend schwieriger. Wenn wir als Fahrer nach vergeblicher Parkplatzsuche dann noch trotz Übermüdung zum Weiterfahren gezwungen sind, steigt das Unfallrisiko enorm.
Bei der nächsten Ausfahrt verabschiede ich mich schon wieder von der Autobahn, meine Tour wird über Landstraßen fortgesetzt. Ich habe mein Navigationsgerät extra so eingestellt, dass Autobahnen vermieden werden sollen. Hier heißt es für uns Lkw-Maut umfahren, wo es nur geht.

Die Autofahrer auf den Autobahnen sind sicherlich froh darüber, wenn sie nicht stundenlang hinter Lkw-Überhohlmanövern feststecken. Jedoch gehe ich davon aus, dass auch die Dorfbewohner nicht gerade begeistert sind, wenn wir durch ihre kleinen und beschaulichen Dörfer durchfahren.
Aber um das Image des Brummifahrers ist es eh nicht gut bestellt. Meist werden wir nur belächelt, da wir nur geringe berufliche Qualifikationen vorzuzeigen haben und vor allem werden wir doch sowieso nur als Störfaktor wahrgenommen. Wir behindern den Verkehr, machen Lärm und schaden der Umwelt. Wie es aber kommt, dass die Läden in die jederman einkaufen geht, stets gut gefüllt sind, dass auch immer zeitlich die Sommer- und Winterkollektion im Großhandel ankommt, darüber macht sich natürlich keiner Gedanken. Das nimmt die Mehrheit der Bevölkerung als selbstverständlich hin. Doch dass dahinter größtenteils eben auch die Fernfahrer stecken, das will keiner so recht sehen.
Als bestes Beispiel nehme ich meine momentane Lieferung. Hinten in meinem Lastwagen befinden sich Gartenmöbel. Irgendwann schmücken diese einen Garten, die neuen Besitzer sind stolz darauf und genießen den Sommer. Die nervenden Laster auf den Straßen hingegen, die braucht natürlich kein Mensch. Tja, man sollte sich halt immer beide Seiten der Medaille anschauen.
Die nächste Tankstelle ist meine. Der Kraftstoff geht zu Ende und meiner ebenfalls. Ich brauche dringend Red Bull um fit zu bleiben. Wasser, Kaffee und Red Bull trinke ich täglich sicherlich literweise.
Gesagt, getan. Mein Lastwagen ist wieder randvoll, mein Kühlschrank ist wieder gefüllt, noch schnell auf’s Klo und wieder umgehend zurück auf die Piste. Heute stehen rund 700 Kilometer an, wie immer unter Kosten- und Zeitdruck. Ich bin nur froh dass mein Chef stets auf ordentliches Material achtet und wir nie mit abgefahrenen Reifen auf Strecke geschickt werden. Vor allem bei diesem Wetter gibt es einem ein zusätzliches Gefühl an Sicherheit. Da sieht es bei anderen Brummifahrern ganz anders aus.
Das einzig schlechte was mich stets begleitet ist die Müdigkeit. Die kriegt man auch trotz starkem Kaffee und Red Bull nicht in den Griff. Ist allerdings kein Wunder bei dem gestörten Tag- und Nachtrhythmus in dem wir unterwegs sind.
Oh, auch das noch. Da steht man schon ständig unter Zeitdruck, hält die Pausen so kurz wie nur möglich und dann winkt einen die Polizei raus. Fahrzeugkontrolle. Meine Papiere werden verlangt, die Fracht wird begutachtet. Ich händige ihnen brav meinen Führerschein Klasse C aus, gebe ihnen die restlichen angeforderten Papiere und ermögliche Ihnen Zugang zur transportierenden Ware. Nach einigem hin und her kann es dann weitergehen, endlich.
Ich bin schon in Gedanken beim Wochenende. Morgen Abend bin ich wieder zuhause bei meiner Verlobten, dann haben wir gemeinsames Wochenende, sonntags noch Valentinstag (den wir aber nicht wirklich feiern) und am Montag bin ich dann wieder unterwegs.

Meine Augen sind müde. Nach kurzem Schließen, öffne ich sie wieder. Zu spät. Ich sehe wie ich mich auf falschen Straßenseite der Landstraße befinde und ein mir entgegenkommendes Auto noch versucht auszuweichen. Auch ich lenke mit aller Kraft dagegen, doch der abgetaute Schnee tut sein übriges…

10 Kommentare

10 Kommentare zu “Auf der Straße nach Berlin”

  1. Fulanos Worteon 04 Feb 2010 at 11:33 1

    Schöner Text wie immer. In diesem Fall hättest Du aber die aktuellen Wetterverhältnisse nutzen können, um eine Abenteuersoap draus zu machen ;-)
    Gruß
    Fulano

  2. Alexon 04 Feb 2010 at 12:17 2

    Hallo Fulano,
    es freut mich dass die Folge einen „Schöner-Text“-Stempel von dir bekommen hat, danke.
    Und zu den aktuellen Wetterverhältnissen… hast du den letzten Satz gelesen? ;)
    Gruß zurück,
    Alex

  3. Erbeereon 04 Feb 2010 at 15:47 3

    Grüß Dich,
    das Problem mit den fehlenden Stellplätzen, ist mir aus er Presse her bekannt. Das dürfre natürlich nicht sein, allerdings denke ich mir, mehr Stellplätze, mehr LKW Verkehr. Und somit die gleichen Probleme nur zeitlich verschoben …

    Ich bin wirklich heilfroh, das ich fern ab einer stark befahenen LKW-Dorf Rute wohne. Seien wir ehrlich, die dort Ansässigen können einem Leid tun! ;-)

    Noch ein, dann bin ich fertig ;-)
    Hast Du auch ein Namensschild hinter der Frontscheibe hängen? Die finde ich total cool, weiß man denn sofort , wer da einem entgegen kommt, *g*

    Deine Wikio-Freundin Erdbeere

  4. Alexon 04 Feb 2010 at 16:45 4

    Hallo Erdbeere.

    Wegen der Stellplätze… ich denke nicht, dass dann auf einmal mehr Laster unterwegs sind, nur verteilt sich das ganze dann etwas besser. Und wie von mir erwähnt, hat man geringeres Risiko, dass man bei Übermüdung doch noch weiterfahren muss um ein geeignetes Plätzchen zur Übernachtung zu finden.

    Das Namensschild habe ich tatsächlich. Ich selbst finde es zwar etwas „billig“ und bräuchte es sicherlich nicht, aber meine Verlobte bestand unbedingt darauf und hat mir eins drucken lassen. Tja, ihr Frauen scheint es wohl zu mögen. ;)

    Euch allen eine gute und sichere Fahrt!

  5. Erbeereon 04 Feb 2010 at 17:12 5

    Ich bin schon froh, dass ich des nächtens in meinem Bett, in meiner kuscheligen Wohnung verweilen kann. Ich fühle da schon mit euch Brummiefahren mit.

    Persönlich, wie gesagt finde es Klasse, zu sehen, wer so ein riesen Gefährt, bewunderungswert, durch die engen Gassen manövriert. Ja, eine stille Bewunderin hast Du vor Dir ;-)

    Wünsche Dir, das Du für die kommende Nächte ein sicheres und schnelles Plätzchen findest!

  6. Alexon 05 Feb 2010 at 09:11 6

    Herzlichen Dank für die Teilnahme. Die letzte Nacht war übrigens gut, habe etwas Schlaf gefunden und seit heute Morgen ist nun auch die Lieferung angekommen.
    Jetzt geht’s ab nach Hause. Wochenende steht vor der Tür!
    Gruß vom Brummifahrer

  7. Erbeereon 05 Feb 2010 at 22:20 7

    Das freut mich Alex und das Wochenende hast Du Dir bestimmt genauso verdient wie ich ;-)

  8. Mikion 06 Feb 2010 at 21:08 8

    Schön geschrieben.
    Ich hoffe aber, dass es auch schöne Momente gibt, dass du manchmal diese Art der „Freiheit“ genießt und froh bist, nicht täglich in einem miefeigen Büro die festgezurrten Stunden abzusitzen? Gibt es nicht auch schöne Seiten an dem Job? Den Hauch Abenteuer? Eine kumpelhafte Verbundenheit mit seinem Gefährt? (Nächste Frage, fährt man immer dieselbe Zugmaschine?) Oder sind das Ammenmärchen?

  9. Arven (Michaela)on 06 Feb 2010 at 23:53 9

    Wie immer sehr tolle Geschichte…
    Mein Onkel ist schon seit Ewigkeiten LKW Fahrer.
    Ich glaube er ist wirklich ein bisschen verheiratet mit seinem Job.
    Ich habe es als Kind geliebt mit ihm mitzufahren.

  10. Alexon 07 Feb 2010 at 17:15 10

    Hallo Miki und Arven.

    Zuerst einmal freut es mich, dass Euch diese Folge wieder einmal gefällt. Danke für Eure Rückmeldung.
    Na klar gibt es auch schöne und gute Momente, das ist sicherlich wie in jedem anderen Beruf auch. Mal geht es ab, mal hinauf.
    Es hängt halt viel davon ab, bei welcher Spedition man tätig ist, was auch dann das Abenteuer oder „immer die selbe Zugmaschine“ angeht.
    Arven, liebe Grüße an den Onkel. Habe ihn sicherlich schon mal auf einer Raststätte begegnet. Man kommt unter „Truckern“ schließlich oft in Kontakt.

    Angenehmen Sonntag Euch allen, ab Morgen wird wieder gearbeitet.

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