Mrz 05 2009
Messer, Gabel, Schere, Licht, sind für diese Frisöse nicht
“Pfui Taxi, pfui!” Mein Hund hat irgendwie die Angewohnheit am liebsten gegen die Mauer unseres Nachbarwohnhauses zu machen. Es ist ja verständlich dass er den Druck sofort mal abbauen will sobald wir bei uns aus dem Haus sind aber muss es denn immer direkt an der nächstbesten Wohnhausmauer sein? Wie sieht das denn aus? Dann wird doch wieder sofort getuschelt: “Ah hier, die Frau Soundso, die läßt Ihren Hund wieder überall seine Geschäfte verrichten.” Es wäre ja nicht zum ersten Mal wo ich von einem Nachbarn bei der Gemeinde angeschwärzt werden würde. Jetzt kommt auch noch der Briefträger um die Ecke gefahren. “Taxi, komm weiter, komm…” und ich zwinker ganz verrucht meinem Lieblingspostboten entgegen. Ich wette ich komme gut bei dem an.
Voller Selbstbewusstsein stolziere ich also weiter den Bürgersteig entlang und sehe am Kirchenturm dass es bereits 8:27 ist. Bald muss ich also wieder zur Wohnung umkehren damit ich auch pünktlich um 9 Uhr im Frisörladen stehe. Nicht dass es wieder einen Rüffel von der Chefin gibt.
Och man, Chefin… was wäre ich gerne selbst meine eigene Chefin, hätte meinen eigenen Frisörsalon und könnte den mal so richtig peppig einrichten wie es mir gerade gefällt. Nicht alles so grau in grau und langweilig wie es bei meiner Chefin der Fall ist. Aber nun gut… mein eigener Frisörsalon ist vermutlich noch Lichtjahre entfernt, 9 Uhr allerdings rückt immer näher und somit heißt es bald wieder: Schnipp, Schnapp!
Auf der Arbeit angekommen bin ich zuerstmal froh dass es noch recht ruhig ist. Nicht nur von den Kunden her, sondern auch die anderen Frisösen sind noch nicht vollzählig erschienen und somit ist es um einiges ruhiger als wenn vier Tratschweiber auf einem Haufen sind. Ich habe natürlich nichts gegen eine solche Kaffeekränzchen-Atmosphäre aber morgens früh kann es gerne etwas ruhiger zugehen.
Die ersten Kunden sind bereits überstanden. Einer Hausfrau aus der Gegend habe ich eine Dauerwelle verpasst, einem dicklichen Taxifahrer sein graues Haar mit neuer Farbe vertuscht und ich durfte sogar einem Piloten die Haare stutzen. Aufregend, aufregend. Nicht was sie jetzt denken, sondern seine Arbeit. Was muss es toll sein über den Wolken zu schweben…
Meine Chefin ruft mich mit ihrer schrillen Stimme allerdings wieder schnell auf den Boden der Tatsachen zurück, der nächste Kunde steht an. Oder besser, die nächste Kundin. Eine liebenswerte Omi, auf den ersten Blick.
Hier die Haare gestutzt, dort wieder ein bisschen Farbe in die Haare gebracht und zack unter die Haube. Während die alte Dame also nun gemütlich Zeitung liest und die Haube ihre Arbeit verrichtet, kümmere ich mich um einen Jungen im Teenager Alter, der mir das Leben sehr einfach macht. “Einmal bitte rundum auf zehn Millimeter gestutzt” sagte der kleine Mann. Wow, sogar ein Bitte habe ich gerade bekommen. Da soll mal einer sagen die Jugend von heute wäre nicht mehr das was sie mal war?!
Ich habe also mal alles mit der Schere schon etwas ausgedünnt und kurzgeschnitten ehe ich die Haarschneidemaschine ansetze, alles bis auf 10mm abrasiert habe und vor lauter Rasieren habe ich doch glatt unsere liebe Omi vergessen, die mittlerweile fast unter der Haube dahin geschmolzen wäre, wäre sie nicht so tief in Ihre Zeitschriften versunken. Es roch sogar schon etwas komisch aus ihrer Gegend, ob es aber nun der Apparat oder doch schon ihre Haare sind, sei mal lieber dahin gestellt. Nur gut dass die älteren Mitmenschen wohl nicht mehr den besten Riecher haben und gottseidank fiel der guten Dame mein Malheur auch nicht auf und als die geschätzte Achtzigjährige den Salon verlassen hatte, musste ich erst einmal gut durchpusten. Uffh, nichts passiert.
Ordentliches Trinkgeld bekam ich ebenfalls von ihr – danke gnädige Frau. Bestimmt war sie froh dass ich ihr mehr als genügend Zeit gegeben hatte um die Klatsch&Tratsch Zeitschriften in Ruhe fertig zu lesen.
Nun ging es auch schon zielsicher in Richtung Feierabend und dort wartet mein kleiner Vierbeiner auch sicherlich schon auf seine nächste Portion im Fressnapf. Vielleicht lache ich mir ja auch mal endlich wieder einen Zweibeiner an, doch vom Letzten ist halt nur der kleine Taxi geblieben. Meinem Ex selbst, dem waren seine Tüfteleien und sein Tuning an seinem Manta halt wichtiger als ich und somit war dieser Lebensabschnitt auch wieder schnell beendet.
5 Kommentare
5 Kommentare zu “Messer, Gabel, Schere, Licht, sind für diese Frisöse nicht”
Warum heißt der Hund Taxi?
Hey Noah.
Ich hatte noch nie einen Hund in meinem Leben, doch schwor mir immer… wenn ich mal einen Hund haben sollte, dann nenne ich ihn Taxi. Nun hatte ich die Chance und siehe da, hier ist mein Blog-Hund Taxi :D
Witzig, besonders in der Stadt. Taaaaxiiii!
:-)
Soso, die Blondine vom Postboten ist also Frisöse? ;)
So schaut’s aus! ;)