Mrz 17 2009
Hotel, Hostel, Hostie… nein, Hostess!
Ich kann mich noch ganz genau an den Moment erinnern als mir eine Freundin von ihrer neuen Arbeit vorschwärmte. Sie sei Hostess und bis dahin dachte ich immer, das wären Frauen, die sich von Männern buchen lassen um mit zu einem Kongress zu fahren oder bei wichtigen Meetings als Begleitperson vorgestellt zu werden. Nein, das sind Escorts.
Eine Hostess wird bei großen Events wie Messen oder Reisen angestellt um für die Betreuung der Gäste zu sorgen. Die Voraussetzungen sind meist fundierte Fremdsprachenkenntnisse, höfliche Umgangsformen sollten einem nicht fremd sein und zu guter Letzt kann ein ansprechendes Erscheinungsbild natürlich nur von Vorteil sein.
So kam es dass ich nun auch zu diesem Kreise zähle und mittlerweile schon einige Male als Hostess gebucht wurde – danke an dieser Stelle noch einmal meiner Freundin die mich darauf gebracht hatte. Mal ist man bei der Präsentation von einem neuen Auto dabei oder man wird für eine Kreuzfahrt auf einem Luxusdampfer gebucht. So ist es, dass es sich nicht immer nur auf nationaler Ebene abspielt, manchmal hat man sogar die Chance etwas von der großen, weiten Welt zu sehen. Wie jetzt, wo ein Autohersteller nach mehreren Hostessen gesucht hat um sie zu einem Formel1-Rennen zu begleiten. Als ich von dem Auftrag hörte habe ich natürlich sofort zugesagt und somit sitze ich momentan im Wüstenstaat Bahrain.
Meistens muss man in irgendwelchen Hallen stehen, immer freundlich grinsen und bei Fragen stets nett mit Wissen auftrumpfen. Diesmal jedoch ist nichts mit schnöden Hallen. Hier sieht man was von Bahrain, man kommt dem ganzen Formel1 Zirkus sehr nahe und läuft tagsüber sogar durch die Boxengasse. Seeehr spannend.
Nur schade dass man sich die Gäste die man betreut natürlich nicht selber aussuchen kann. Bei neuen Autopräsentationen meint zum Beispiel die Mehrheit der männlichen Gäste, sie hätten uns gleich mitgebucht und man muss sich mit den billigsten Anmachen rumplagen. Meist müssen wir uns aber auch in hautenge Overalls zwängen, oder in knappen Bikinis umherstolzieren und da kann man es fast verstehen, aber nur fast… dass die Herren ihr Temperament nicht zügeln können. Hier jedoch sind es eher die Frauen, bei denen man den Kopf schütteln muss. Mag verstehen wer will, aber wieso die Schickeria-Frauen sich mit Botox und Co entstellen müssen? Die schlürfen hier schon ab morgens 10 Uhr ihre Champagnergläser leer, zeigen ihre neusten Louis Vuitton Taschen und wir, wir müssen dazu immer nur tapfer und freundlich ein lächelndes Gesicht zum Besten geben.
Neben dem Fakt, dass man durch das ewige Dauergrinsen öfters mal unter Gesichtsmuskelkater leidet, hat man als Hostess auch noch gerne mit Rückenproblemen und Kopfschmerzen zu kämpfen. Das ewige und stundenlange rumstehen geht böse in den Rücken und die Kopfschmerzen lassen sich bei dem ganzen Palaver um einen herum auch nur zu schlecht verhindern.
Heute Abend, ehe es wieder zurück ins Hotelzimmer geht, werde ich sicherlich wie so oft noch einen kleinen Stop in einer Apotheke einlegen um mich mit Kopfschmerzmitteln einzudecken. Jeder interessante Job hat halt auch seinen Preis.
So, jetzt lächele ich noch ein bisschen die Leute an, vielleicht ist ja auch noch ein gut durchtrainierter Fahrer darunter und dann freue ich mich schon wenn ich heute Abend wieder im Bett liege und nach einem anstrengenden Tag in die Traumwelt eintauche… lächelnd versteht sich.
6 Kommentare
6 Kommentare zu “Hotel, Hostel, Hostie… nein, Hostess!”
Beim Zappen durch die Artikel und der Suche nach dem Logo bin ich auf den Artikel hier gestoßen. Sehr sex …. auch das Bild … das lenkte mich ein wenig vom tristen Alltag ab ;-)
Na so kann doch mal der Start in die Woche beginnen, freut mich! :D
Ohja, das ist ein Job, den nicht jede machen würde.
Ja, den Beruf kann man defintiv als Knochenjob abstempeln.
Woooow anstrengender Job !
Hi Kristina
Ja, anstrengender Job. Und da es mir auf Dauer auch zu anstrengend wurde immer und immer wieder Kurzgeschichten der Arbeitswelt zu verfassen,
habe ich dieses Blog hier auf Eis gelegt und ein neues gestartet. Zu finden auf der Startseite im letzten Artikel, falls du Interesse hättest.
Würde mich über einen Besuch von dir auf dem neuen Blog freuen – herzlich Willkommen!