Apr 09 2009
Der grüne Daumen
Heute steht ein großer Auftrag für uns an. Unsere Gärtnerei wurde nämlich vor ein paar Wochen kontaktiert um sich um die Gartenanlage einer Adelsfamilie zu kümmern.
Auch wenn ich weiss dass wir sicherlich nicht nur wegen unseres Rufes, sondern eher wegen unseren unschlagbaren Preisen ausgesucht wurden, so zeigt es, dass die omnipräsente Weltwirtschaftskrise auch was Gutes haben kann. Die Leute überlegen nämlich jetzt zweimal ehe sie ihr Geld ausgeben und so kommt es, dass auch die Grafschaften sich sogar beim Gärtnerpersonal neu umschauen – Glück für uns.
Auf dem Anwesen angekommen, haben wir unseren Mund nicht mehr zugekriegt vor lauter staunen… wow, welch ein schönes Schlößchen.
Doch als uns der Butler in der Einfahrt in Empfang nahm fiel uns der Mund schnell wieder zu, denn da hieß es für uns erst einmal: lachen unterdrücken so gut es geht! Der watschelte wie ein Pinguin vor uns her und ich könnte wetten der hört auch noch auf den klassischen Namen „James“. Naja, man merkt halt dass das hier nicht wirklich unsere Welt ist und nach ein paar Anweisungen ging es dann für uns auch schon zu den Hecken und Sträuchern die es gilt zu kappen.
Noch ein bisschen Geschichte, ehe ich mit der Heckenschere beginne alles kurz und klein zu schneiden:
Um 1900 war Gärtner in Mitteldeutschland die übliche Bezeichnung für den Kleinbauern. Gottseidank sind wir heutzutage aber schon im 21. Jahrhundert angekommen und ich muss mich weder um Kühe oder Hühner, noch um den Schweinestall kümmern – so wie es noch der Fall bei meinen Eltern war. Nein, ich habe den Weg des Gärtners eingeschlagen, habe mich selbstständig gemacht und leite jetzt einen kleinen Betrieb mit dreizehn Angestellten.
Heute Morgen rückten wir fast mit der kompletten Mannschaft an (einer meiner Arbeiter ist momentan krankgeschrieben) und bei den vielen Ar wäre eine kleinere Gruppe auch nicht passend gewesen. Jeder wusste genau worin seine Arbeit lag und selten hatten wir solch eine schöne Umgebung um zu arbeiten. Hier ein Brunnen, dort ein Pool, auf der Seite noch Stallungen und ein schön angelegter Teich, ja, hier ließe es sich leben.
Als ich am Rosenbeet war und dieses für den Frühling zurecht stutzte, war es nur allzugut dass keiner der Schlossherren in der Gegend war, denn als ich von einer der unzähligen Rosen einen Dorn abbekommen habe, wäre ich bei meinem Fluchwort wohl höflich an die adlige Etikette erinnert worden.
Nach einigen Stunden war der Rasen gemäht, die Bäume runtergeschnitten, Hecken in schönster Form zurückgestutzt und unsere Sägen und andere Arbeitsgeräte glühten fast schon vor Arbeit.
Auch unser süßer Pinguin war nach der Begutachtung höchstzufrieden mit unserer Arbeit und so steht dem rauschenden Fest welches am Osterwochenende auf dem Schloss ansteht, nichts mehr im Wege.
3 Kommentare
3 Kommentare zu “Der grüne Daumen”
In einer schönen Umgebung lässt es sich tatsächlich immer angenehm arbeiten. ;)
Was nützt die schönste Umgebung, wenn es wie aus Eimern regnet! :D
Hier hatte ich allerdings tatsächlich rund um Glück!
Der ist schon so gepflegt, dass es fast unecht wirkt!